Dienstag, 18. November 2008

verschutzung des Meeres

Das Leben der Menschen und aller Lebewesen der Erde kam ursprünglich aus dem Meer. Noch heute ist das Meer eine der bedeutendsten Lebensräume für die Versorgung des Menschen mit Nahrung und Energie. Viele Millionen Menschen beziehen ihr Trinkwasser und andere Nahrungsmittel wie den Fisch aus dem Meer.

Außerdem ist die Meeresküste ein wichtiger Erholungsort für den Menschen. Das Meer entscheidet über das Weltklima. Ebbe und Flut, das Kommen und Gehen des Meeres symbolisierte schon in den alten Kulturen das Entstehen und Vergehen des Lebendigen. Doch der heutige Mensch hat es in kurzer Zeit geschafft, das Meer zu verschmutzen und den Lebensraum vieler Meerestiere zu zerstören. Am Anfang: das pflanzliche Plankton Grundlage des Nahrungssystems im Meer sind winzige Mikroorganismen, die einzelligen Algen. Aus diesen entwickelte sich alles Leben auf der Erde. Noch heute produzieren sie einen großen Teil des freien Sauerstoffs in der Atmosphäre. Das pflanzliche Plankton macht 90 Prozent der Algen aus und besitzt als einziger lebender Organismus die Fähigkeit, Kohlenstoff und Mineralsalze mit Hilfe des Sonnenlichts in organische Verbindungen umzuwandeln. Dieses organische Material dient vielen Meerestieren als Nahrung:
Auswirkungen von Fremdstoffen auf das Ökosystem Meer Das Nahrungssystem des Meeres befindet sich normalerweise in einem Gleichgewichtszustand. Werden von außen Stoffe zugeführt, zum Beispiel Phosphate aus Waschmitteln oder aus Mineraldüngern, welche einen wichtigen Nährstoff für die Algen darstellen, wird dieses ökologische Gleichgewicht gestört. Die Algen erhalten mehr Nährstoffe, dabei kann es zu einer Massenvermehrung von Algen kommen wie es in der Nordsee mit der "Killeralge" Chrysochromulina polylepis im Sommer 1988 eindrucksvoll geschah. Diese Alge produzierte einen Giftstoff, der die Durchlässigkeit der Zellmembranen in den Kiemen der Fische blockierte und ein Massensterben in der Fischwelt verursachte. Alle Tiere und Pflanzen der maritimen Nahrungskette, besonders das pflanzliche Plankton am Anfang der Kette, nehmen Umweltgifte wie das in Afrika noch eingesetzte Insektenvernichtungsmittel DDT in ihren Organismus auf. Beim letzten Glied der Kette wird das DDT in besonders hoher Konzentration angereichert. Auf diese Weise können Giftstoffe aller Art in größeren Mengen durch Fischnahrung in den menschlichen Organismus aufgenommen werden.

Beispiel für eine Nahrungskette im Meer 12 Faktoren zur Zerstörung des Meeres 12 Ursachen werden für die Zerstörung des ökologischen Gleichgewichts im Meer verantwortlich gemacht: 1. Erdöl 2. Düngemittel 3. Abwasser 4. Abfälle 5. Schwermetalle 6. Dünnsäure 7. Chlorierte Kohlenwasserstoffe 8. Radioaktive Stoffe 9. Temperaturerhöhung 10. Massentourismus 11. Jagd 12. Militär Im folgenden soll gezeigt werden, dass die gesamte Gesellschaft und jeder einzelne für die Verschmutzung des Meeres verantwortlich ist. 1. Erdöl Für die Ölverschmutzung der Weltmeere sind mehrere Ursachen von Bedeutung: -- In Flüsse und Meer geleitete Industrie- und Kommunalabfälle, -- Verluste beim Transport von Erdöl und Tankerunfälle, -- Verluste bei Ölbohrungen, -- Auspumpen von Ballastwasser aus Treibstofftanks der Schiffe, -- unsachgemäße Beseitigung von Restbeständen beim Reinigen von Tanks der Öltanker, -- Kriege wie der Golfkrieg produzieren Ölabfälle. Der auf dem Wasser schwimmende Ölfilm verhindert den Gasaustausch zwischen Luft und Wasser. Dadurch wird die Atmung der Meerespflanzen und -tiere behindert. Am meisten sind jedoch die Fische und die Vögel gefährdet. In den Kiemen der Fische bewirkt ein niedergeschlagener Ölfilm Ersticken, eine auf das Gefieder der Vögel gelegte Ölschicht macht sie flugunfähig und zerstört die Isolationswirkung des Gefieders. Die im Erdöl enthaltenen Naphthene, Olefine und Aromaten sind sehr giftig und können beim Menschen Krebs auslösen, wenn er Fische zu sich nimmt, die mit diesen Giften belastet sind. Die an fast jedem Strand auftretenden Teerklumpen sind das Produkt eines komplizierten Abbauprozesses des Erdöls. Der Verschmutzung des Meeres durch Öl kann nur mit einer wirksamen Politik und einer strengen Gesetzgebung begegnet werden. Viele Öltanker fahren mit bis zu 300000 Tonnen Rohöl über die Weltmeere. Leider fahren auch Tanker, die nicht den neusten Sicherheitsstandard aufweisen. Ein weiteres Problem ist die Entsorgung von ausgedienten Ölbohrinseln, die manchmal einfach gesprengt und auf den Meeresboden versenkt werden. Beim Rosten am Meeresgrund können erhebliche Mengen an Ölresten aus den alten Leitungen austreten. Deshalb sollten alle Ölbohrinseln an eine Küste geschleppt und dort auseinandergebaut werden. 2. Düngemittel Die in der Landwirtschaft eingesetzten phosphat- und stickstoffhaltigen Düngemittel gelangen über das Grundwasser in die Flüsse und dann ins Meer. Algen nehmen diese als Nährstoffe auf. Bei einem Überangebot an Nährstoffen kann es zu einer für andere Lebewesen des Meeres bedrohlichen Massenvermehrung einer Algenart kommen (Eutrophierung). Die Folgen sind eine Abnahme des Sauerstoffgehaltes und eine Vermehrung von Bakterien. Hauptverantwortlich für diese Verschmutzung ist unter anderem die Landwirtschaft und damit indirekt auch jeder einzelne Verbraucher. Eine Minderung könnte zum Beispiel durch den verantwortungsvollen Einsatz von Düngemitteln oder durch die biologisch-dynamische Anbauweise auf den Feldern erreicht werden. 3. Abwasser Abwässer enthalten Fäkalien, Waschmittel- und Chemikalienreste. Ein Teil des Abwassers gelangt ungeklärt in die Flüsse und die Meere. Wird es in Kläranlagen gereinigt, bleibt ein mit Giften angereicherter Klärschlamm übrig. Viele Kläranlagen besitzen keine chemische Reinigungsstufe. Dies bedeutet, dass die Abwässer durch die biologische Reinigung der Kläranlagen nur zu etwa 90 Prozent gereinigt werden. Bei einer angenommenen jährlichen Abwassermenge von einer Milliarde Kubikmeter Abwasser bedeuten die verbleibenden 10 Prozent immerhin noch 100 Millionen Kubikmeter Abwasser, das praktisch ungereinigt in die Flüsse und in das Meer fließt. Abwasser und Klärschlamm verursachen Fäulnis und verbrauchen den Sauerstoffgehalt eines Gewässers. Zusammen mit der Eutrophierung kann dies zu einem akuten Sauerstoffmangel führen, an dem viele Organismen zugrunde gehen. Mit den Abwässern gelangen auch gefährliche Krankheitserreger in das Meer, so dass besonders in Küstennähe die Gefahr einer mikrobiologischen Verseuchung, zum Beispiel mit Kinderlähmung, besteht. Da jeder einzelne für seine Abwässer verantwortlich ist, können Sparmaßnahmen im Haushalt die Abwassermenge vermindern. Speisereste gehören nicht in die Toilette sondern auf den Komposthaufen! Außerdem muss gefordert werden, dass alle Kläranlagen mit einer chemischen Reinigungsstufe ausgestattet werden. 4. Abfälle Viele Millionen Tonnen fester Müll aller Art gelangen jährlich entweder beabsichtigt oder unbeabsichtigt in die Meere. Meerestiere verwechseln umherschwimmende Plastikteilchen mit Nahrung und gehen dabei elend zugrunde. An die Strände der Nordsee werden jedes Jahr große Mengen an Zivilisationsmüll angeschwemmt. Die chemische Industrie lässt riesige Mengen an Abfällen im Meer versenken. Besonders problematisch ist das Verklappen von mit Schwermetallen, wie Chrom, Quecksilber, Nickel oder Blei verseuchtem Baggergut. Die Anreinerstaaten der Nordsee wie Belgien, Deuschtland, Großbritannien und die Niederlande versenken nach wie vor Millionen Tonnen von Baggergut jährlich in der Nordsee. 5. Schwermetalle Schwermetallsalze der Elemente Blei, Quecksilber, Cadmium, Chrom und Kupfer werden mit den Flüssen oder durch belastetes Baggergut in das Meer eingetragen. Es sind Abfallprodukte der Industrie. Blei schlägt sich außerdem aus den aus Autoabgasen stammenden Bleiaerosolen der Luft im Meer nieder. Schwermetalle reichern sich in den Organismen an und verursachen chronische Vergiftungen. Viele Fische der Nordsee weisen Geschwüre auf, welche sich aufgrund einer übermäßigen Quecksilberaufnahme gebildet haben.
6. Dünnsäure Bei der Herstellung des weißen Farbstoffpigmentes Titandioxid fällt als Abfallprodukt Dünnsäure an. Diese besteht im wesentlichen aus 24%iger Schwefelsäure und ist unter anderem mit den giftigen Metallen Arsen, Blei, Cadmium und Chrom verunreinigt. An Stellen, bei denen von Schiffen aus Dünnsäure verklappt wurde, ist eine Häufung von Tumoren bei Fischen festgestellt worden. Die deutsche Dünnsäureverklappung in der Nordsee ist seit 1990 gesetzlich verboten. Viele Staaten der Weltgemeinschaft besitzen jedoch kein Verbot für die Dünnsäureverklappung, so dass jederzeit eine Verklappung über das Ausland möglich ist. 7. Chlorierte Kohlenwasserstoffe
Die Insektenvernichtungsmittel DDT, HCH und Aldrin, die Weichmacher PCB (polychlorierte Biphenyle) und HCB (Hexachlorbenzol) sind Vertreter dieser giftigen, schwer abbaubaren Verbindungen, die sich in allen Organismen über die Nahrungskette anreichern. Seehunde und Seevögel weisen besonders hohe Gehalte an chlorierten Wasserstoffen auf.

Strukturformel von
Dichlordiphenyltrichlorethan (DDT) Chlorierte Kohlenwasserstoffe stehen im Verdacht, Krebs zu erzeugen. Das DDT gilt sogar als erbgutverändernd. Der Kontakt mit DDT kann zu einer Schädigung der männlichen oder weiblichen Keimzellen führen. Die Folgen sind Missbildungen bei der Geburt eines Kindes. Der Einsatz von DDT als Insektizid ist in Deutschland verboten, es wird jedoch in Afrika zur Bekämpfung der Malariafliege mit Erfolg eingesetzt. Flüsse und Meeresströmungen transportieren das Gift über die ganze Welt, so dass es in der Zwischenzeit selbst am Nordpol und in fast jeder Muttermilch nachweisbar ist. 8. Radioaktive Stoffe
Zu Versuchszwecken ausgelöste Kernexplosionen der letzten Jahrzehnte, über oder unter Wasser, haben große Mengen an radioaktivem Material in den Weltmeeren verstreut. Stoffe wie Kobalt 60, Caesium 137 oder Plutonium 339 strahlen Jahrtausende und reichern sich in fast allen Organismen über die Nahrungskette an. Mit der Erhöhung der natürlichen Radioaktivität steigt die Wahrscheinlichkeit von Tumoren und Genmutationen bei Lebewesen.
Eine sehr gefährliche Zeitbombe stellen im Meer versenkte Fässer mit radioaktiven Abfallstoffen der Atomindustrie dar. Diese müssen über Jahrtausende hinweg gegen das aggressive Meerwasser korrosionsbeständig sein. Es ist schon vorgekommen, dass Unterwasserströmungen einzelne, bereits versenkte Fässer bis an die Küste trieben. Über die langfristige Auswirkung von künstlich erzeugter Radioaktivität auf lebende Ökosysteme besteht noch Unklarheit, deshalb sind Kernwaffentest und Kernkraftwerke ein unkalkulierbares Risiko für Land und Meer. Als wirksamste Maßnahme muss ein weltweites Verbot für Atomwaffentests gefordert werden. Einige Länder wie Frankreich oder China hielten sich in der Vergangenheit jedoch nicht daran, obwohl bereits Verträge zum Verzicht auf Kernwaffentests existieren. 9. Temperaturerhöhung Die Kraftwerke (Kohle- und Kernkraftwerke) und die Stahlindustrie (Hochofen) benötigen große Mengen an Kühlwasser. Das erwärmte Wasser wird direkt als Abwasser in die Flüsse und Meere geleitet. Das thermische Gleichgewicht im Meer reagiert sehr empfindlich, schon eine Erhöhung der Wassertemperatur um 1 Grad Celsius kann eine Tier- oder Pflanzenart auslöschen. Die Temperaturerhöhung der Nordsee durch Abwärme ist zwar sehr gering, kann aber in Mündungsgebieten über 1 Grad Celsius betragen. Der Wirkungsmechanismus bei einer plötzlichen Temperaturerhöhung in einem Gewässer läuft folgendermaßen ab: Die Löslichkeit von Sauerstoff in Wasser ist temperaturabhängig. In kühlerem Wasser kann sich mehr Sauerstoff lösen als in wärmerem. Eine Erwärmung bedeutet, dass die kritische, für das Überleben der Fische minimale Sauerstoffkonzentration eher erreicht wird, weil bei einer Erwärmung Sauerstoff aus dem Gewässer entweicht. Außerdem beschleunigt eine Erwärmung das Bakterienwachstum. Die Bakterien verbrauchen bei Fäulnisprozessen zusätzlich Sauerstoff. Deshalb kann eine verhältnismäßig geringe Wärmeeinleitung in Verbindung mit einer Eutrophierung ein Fischsterben verursachen. Diagramm: Löslichkeit von Sauerstoff in Wasser in Abhängigkeit von der Temperatur 10. Massentourismus Autos, Abgase, Abfälle, Dämme, Flugzeuge, Lärm, Parkplätze, Sportschiffahrt und Strandverschmutzung durch Badetouristen sind nur einige Produkte des Massentourismus. Die Nordsee und das Wattenmeer sind davon betroffen. Seehunde leiden in besonderem Maße darunter. Der Bundesminister für Ernährung schrieb schon im Jahre 1981 erschienenen Heft "Ökologie und Schutz des Wattenmeeres": "Durch die Störung werden die jungen Seehunde zu häufigem Robben und zu Lageveränderungen gezwungen, die Nabelentzündungen in ihrer Entstehung erleichtern (...) Die Jungtiere haben außerdem wegen der Störungen zu geringe Möglichkeiten zur Anlage von Energiereserven, so dass sie geringe Resistenz gegen die bakteriellen Infektionen zeigen, die diesen Hauterkrankungen zugrunde liegen." Trotz dieser Kenntnisse wurde zugelassen, dass Touristenschiffe nahe an die Seehundbänke heranfuhren. Ein Verbot dafür wurde erst nach dem großen Robbensterben 1988 erlassen. Zum Schutz der Nordsee müssten Naturschutzgebiete in einem viel größeren Umfang angelegt werden. Jeder einzelne Tourist kann zur Erhaltung der Lebensräume im Meer und Wattenmeer beitragen, wenn er zum Beispiel nur noch mit der Bahn anreist, keinen Müll verursacht und die Liegeplätze der Seehunde vollständig meidet. 11. Jagd Fischfang, Walfang, Robben- und Ringelgänsejagd haben schon ganze Populationen dieser Tierarten dezimiert und teilweise fast ausgerottet. Der Mensch ist dafür verantwortlich, dass die Wale, die größten Meeressäugetiere, in naher Zeit nicht mehr durch die Meere schwimmen werden. Um die letzten Exemplare ihrer Art zu schützen, muss ein sofortiges und weltweites Walfangverbot durchgesetzt werden. Tierschützer in Grönland oder Norwegen besprühen manchmal das weiße Fell der Seehundebabys mit roter Farbe, damit das Fell für Seehundejäger wertlos ist. 12. Militär Verschmutzung durch Abgase, Öl und sonstige Abfälle, Beunruhigung durch Flugzeuglärm, durch Schiffe oder durch Übungsschießen sind die Folgen der Präsenz des Militärs in Küstengebieten. Bei der Produktion von Rüstungsgütern wird die Umwelt ebenfalls belastet. Im Golfkrieg 1991 verursachte treibendes Öl die bisher größte Umweltkatastrophe in einem Gewässer. Politische Verständigung und Abrüstung können dazu beitragen, dass die Umweltverschmutzung vermindert wird. Die Zukunft des Meeres und des Menschen
Das Zusammenwirken dieser Faktoren muss im Laufe der Zeit zu einem Gau im Meer führen. Es wäre ein Irrtum, zu glauben, dass die immensen Wassermengen der Ozeane eine beliebige Menge an Schadstoffen verkraften und abbauen könnten. Eine Vernichtung des pflanzlichen Planktons in den Weltmeeren würde beispielsweise die Zerstörung des wichtigsten Sauerstoffproduzenten für die Atmosphäre und für den Menschen bedeuten.
Jeder einzelne kann durch eine sparsame und verantwortungsbewusste Lebensweise zur Verhinderung dieser Katastrophe beitragen. Tragisch ist, dass sich alle Giftstoffe, die vom Menschen an die Umwelt abgegeben werden, gerade im Meer sammeln, wo doch aus dem Meer alles Lebendige entstanden ist!
Copyright: T. Seilnacht

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